Heute möchte ich über ein Thema schreiben, das uns alle in unterschiedlichem Masse betrifft und das mir immer wieder begegnet - auch in mir selbst. In unserer Entwicklung und unserem Streben nach einem erfüllten Leben gibt es einen Zustand, der oft im Hintergrund wirkt und uns subtil daran hindert, unser Potenzial zu entfalten: das Opferbewusstsein. Es hält uns in der Ohnmacht gefangen, lähmt uns und hindert uns daran, die Verantwortung über unser Leben zu übernehmen und echte Veränderung zu bewirken. Doch was genau bedeutet Opferbewusstsein, wie entsteht es und warum ist es so hinderlich für unsere Selbstermächtigung?
Hier ein kurzer Überblick über den Bloginhalt:
Was ist Opferbewusstsein?
Opferbewusstsein beschreibt eine innere Haltung, in der wir uns selbst als Opfer äusserer Umstände sehen. Wir alle haben mindestens ein Thema in unserem Leben, wo wir uns bewusst oder unbewusst in der Opferrolle sehen. Sind wir in diesem Bewusstsein gefangen, neigen wir dazu, unsere Lebenssituation als Ergebnis von Dingen zu betrachten, die uns "zugestossen" sind. Wir glauben dann oft, dass äussere Faktoren – andere Menschen, das Schicksal, oder die Umstände – für unsere Schwierigkeiten verantwortlich sind, und dass wir selbst keinen Einfluss darauf haben.
Typische Gedanken eines Opferbewusstseins sind:
„Das Leben ist unfair.“
„Ich kann nichts daran ändern, was mir passiert.“
„Andere sind Schuld an meiner Lage.“
„Warum passiert das immer mir?“
„Meine Meinung zählt ja sowieso nichts.“
„Warum kann es nicht einmal gut laufen?“
Diese Haltung führt dazu, dass wir die eigene Verantwortung für unser Leben minimieren. Es entsteht ein Gefühl der Machtlosigkeit, das verhindert, dass wir aktiv Veränderungen herbeiführen. Sind wir mit dem Opferbewusstsein identifiziert, fühlen wir uns den äusseren Umständen ausgeliefert, anstatt zu erkennen, dass wir die Fähigkeit haben, unsere Situation zu verändern. Unbewusst halten wir uns also klein.
Wie entsteht ein Opferbewusstsein?
Das Opferbewusstsein ist kein zufälliger Zustand, sondern entwickelt sich häufig über Jahre hinweg, insbesondere durch prägende Erfahrungen in der frühen Kindheit. Die Muster, die uns in dieses Bewusstsein führen, sind oft tief in unserer Vergangenheit verwurzelt und basieren auf wiederholten Erfahrungen von Ohnmacht, mangelnder Handlungsfähigkeit und der Missbilligung unserer eigenen Kraft. Im Folgenden schauen wir uns einige typische Entstehungsmuster an.
1. Erfahrungen von Ohnmacht und Hilflosigkeit in der Kindheit
In der Kindheit haben wir nur begrenzte Möglichkeiten, auf unsere Umwelt einzuwirken. Wir sind abhängig von unseren Eltern oder Bezugspersonen. Wenn ein Kind in Situationen aufwächst, in denen es immer wieder Ohnmacht und Hilflosigkeit erlebt, kann dies die Grundlage für ein späteres Opferbewusstsein legen.
Solche Erfahrungen entstehen zum Beispiel, wenn...:
... immer wieder Entscheidungen über das Leben des Kindes getroffen werden, ohne dass es Einfluss nehmen kann.
... das Kind in Konfliktsituationen häufig keine Möglichkeit hat, seine Bedürfnisse oder Gefühle auszudrücken.
... es wiederholt mit Situationen konfrontiert wird, die es als ungerecht oder überfordernd empfindet, ohne dass ihm erklärt wird, warum diese so ablaufen.
... dem Kind eigene Grenzen (oft auch ohne Worte) abgesprochen werden.
Kinder, die häufig das Gefühl haben, machtlos zu sein oder deren Handlungsfähigkeit eingeschränkt wird, verinnerlichen dieses Gefühl. Später im Erwachsenenleben kann sich das in einer passiven Haltung und dem Glauben ausdrücken, dass wir wenig Einfluss auf unser eigenes Leben haben.
2. Missbilligung oder Unterdrückung der eigenen Kraft
Manche Kinder erfahren, dass ihre natürliche Kraft, ihr Wille oder ihre Eigenständigkeit missbilligt werden. Dies kann durch Eltern geschehen, die selbst Macht über das Kind ausüben wollen, oder durch Bezugspersonen, die nicht damit umgehen können, dass das Kind eigene Bedürfnisse und Vorstellungen hat.
Eine manipulative Mutter oder ein Vater, die übermässig kontrollieren, können dem Kind subtil (oder offen) vermitteln, dass es nicht okay ist, selbstbestimmt zu sein. Stattdessen wird das Kind dafür belohnt, sich anzupassen und seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurückzustellen. Die Folge: Es lernt, sich selbst und seine Macht zu verleugnen.
3. Eine „schwache“ Mutter, die Stärke nicht ertragen kann
Ein weiterer Faktor ist das Aufwachsen mit einer Mutter, die selbst „schwach“ oder unsicher ist. In diesem Fall kann die Mutter die Stärke oder Eigenständigkeit ihres Kindes als Bedrohung empfinden. Das Kind könnte unbewusst die Botschaft empfangen: „Wenn du stark bist, verletzt das deine Mutter.“
Um die Mutter nicht zu überfordern oder zu verletzen, beginnt das Kind, seine eigene Kraft zu unterdrücken und sich anzupassen. Es übernimmt die Rolle des Opfers, um in der Beziehung Harmonie herzustellen und emotionale Konflikte zu vermeiden. Dieses Muster kann tief in das Unterbewusstsein eingebrannt sein und später im Leben dazu führen, dass die eigene Stärke nicht voll gelebt wird.
4. Eine ängstliche Mutter, die Schutz vor Veränderungen sucht
Ängstliche Mütter neigen dazu, überbehütend zu sein und Risiken oder Veränderungen zu vermeiden. Kinder, die mit solch einer Mutter aufwachsen, lernen oft, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist und dass es sicherer ist, passiv zu bleiben. Die Botschaft, die vermittelt wird, lautet: „Veränderung ist gefährlich, bleib lieber in der sicheren, wenn auch unangenehmen Situation.“
Ein Kind, das diese Haltung übernimmt, entwickelt ein tiefes Misstrauen gegenüber der eigenen Kraft, Veränderungen herbeizuführen. Es verinnerlicht die Angst der Mutter und sieht sich selbst als nicht fähig, Herausforderungen zu meistern oder schwierige Situationen aktiv anzugehen.
Die Auswirkungen dieser Muster im Erwachsenenleben
Diese prägenden kindlichen Erfahrungen wirken oft unbewusst bis weit ins Erwachsenenalter hinein. Ein Mensch, der in seiner frühen Kindheit immer wieder Ohnmacht erlebte oder dessen eigene Stärke nicht akzeptiert wurde, könnte dementsprechend als Erwachsener dazu neigen, in die Opferrolle und Depressionen zu verfallen. Die alten Muster treten häufig in Situationen auf, die an diese frühen Erfahrungen erinnern: Konflikte, Unsicherheiten oder Herausforderungen. Das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins kann sich dann zusätzlich verstärken, gepaart mit der inneren Überzeugung, nicht stark genug zu sein, das eigene Leben aktiv zu gestalten.
Das Opferbewusstsein, das hierdurch entsteht, kann uns auf vielfältige Weise daran hindern, in unsere eigene Kraft zu kommen. Die Muster, die sich in der Kindheit gebildet haben, blockieren oft wichtige Schritte zur Selbstentfaltung und hindern uns daran, unser volles Potenzial zu erkennen und zu nutzen.
Wie hindert Opferbewusstsein uns daran, in unsere Kraft zu kommen?
1. Machtlosigkeit und Abhängigkeit
Opferbewusstsein führt zu einem tiefen Gefühl der Machtlosigkeit. In dieser inneren Haltung geben wir die Kontrolle über unser Leben (mehr oder weniger) ab und warten darauf, dass sich die Dinge von aussen ändern. So bleibt unser Potenzial ungenutzt, da wir darauf hoffen, dass äussere Einflüsse die Veränderung für uns bewirken. Sei es der richtige Partner, die gewünschte Wohnsituation, der Traumjob, gute Gesundheit, etc..
2. Blockade von Selbstverantwortung
Ein entscheidender Schritt in die eigene Kraft ist die Übernahme von Selbstverantwortung. Doch Opferbewusstsein blockiert uns hier: Wir neigen dazu, die Schuld bei äusseren Umständen zu suchen, statt uns als Gestalter unseres Lebens zu begreifen. Diese Haltung nimmt uns die Freiheit und die Möglichkeit, Veränderung aktiv herbeizuführen.
3. Ständige Fokussierung auf das Negative
Menschen, die im Opferbewusstsein verharren, konzentrieren sich meist auf das, was in ihrem Leben schiefgeht. Dieser negative Fokus verstärkt nicht nur Gefühle des Unglücks, sondern verhindert auch, dass Lösungen oder neue Perspektiven sichtbar werden. Der Fokus bleibt auf Mangel und Problemen – das Potenzial und die Möglichkeiten rücken in den Hintergrund.
4. Verlust von Handlungskompetenz
Opferbewusstsein lässt uns glauben, wir hätten keine Möglichkeiten, um unsere Situation zu verbessern. Als Kind war dies tatsächlich meist so, als Erwachsene lähmt uns diese Überzeugung jedoch und hemmt die Motivation, aktiv zu werden. Doch genau das Aktivwerden ist der Schlüssel zur Veränderung. Erst wenn wir uns aus der Opferrolle befreien, gewinnen wir unsere Handlungskompetenz zurück und können beginnen, unser Leben proaktiv zu gestalten.
5. Gefangen in einer tiefen Schwingung
Wenn wir uns im Bewusstsein des Opferseins befinden, geraten wir in eine niedrige energetische Schwingung. In diesem Zustand bleiben intuitive Antworten aus; stattdessen handeln wir aus Angst und ziehen uns zurück. Indem wir uns klein machen, ziehen wir immer wieder Situationen an, in denen wir uns als Opfer wahrnehmen. Ein wahrer Teufelskreis.
Wie können wir uns vom Opferbewusstsein befreien?
Indem wir diese Muster erkennen, annehmen und verstehen, können wir beginnen, sie zu durchbrechen und aus dem Nebel der Ohnmacht aufzuwachen. Akzeptanz und Annahme ist dabei der erste und wichtigste Schritt. Danach führt der Weg aus dem Opferbewusstsein oft über die Heilung der frühen Verletzungen und die bewusste Entscheidung, unsere eigene Kraft zurückzufordern – auch wenn dies anfangs mit Ängsten oder innerem Widerstand verbunden sein kann.
Doch was können wir hier und jetzt konkret tun, um das Opferbewusstsein zu durchbrechen? Dazu möchte ich dir einige hilfreiche Impulse mitgeben:
1. Bewusstwerdung und Selbstreflexion
Der erste Schritt, um aus dem Opferbewusstsein auszubrechen, ist die bewusste Auseinandersetzung mit unseren eigenen Denkmustern. Erkenne, wann du dich selbst in die Opferrolle begibst. Frage dich: "Wo gebe ich die Verantwortung für mein Leben ab?" und "In welchen Situationen sehe ich mich als Opfer?“
Fange auch an, deine Körperhaltung zu beobachten, denn sie kann dir viel mitteilen. Machst du dich klein? Wie stehst du generell da, wenn du mit anderen Menschen sprichst? Wo ist dein Gewicht auf deinen Füssen? Anstatt zu urteilen, nimm einfach wahr, was da ist und lasse es da sein.
2. Verantwortung übernehmen
Es ist entscheidend, dass du beginnst, Verantwortung für dein Leben zu übernehmen – sowohl für deine Erfolge als auch für deine Misserfolge. Niemand kann dir das abnehmen, weder dein:e Partner:in, deine Freunde, noch deine Therapeuten. Veränderung beginnt, wenn du bereit bist, die Verantwortung für deine Handlungen und Entscheidungen zu übernehmen, selbst wenn deine Situation von aussen betrachtet noch so ausweglos und alles andere als selbstverschuldet scheint.
3. Entwicklung deiner Selbstliebe
Um aus der Opferrolle herauszukommen, ist es wichtig, dass du anfängst, deine Selbstliebe - also die Liebe zu dir selbst, mit allem was du bist, zu stärken. Beginne, mit dir selbst zu sprechen, als ob du mit dem kleinen Mädchen oder Jungen in dir reden würdest. Lobe es für alle noch so kleinen Erfolge, und fange an, mitfühlend zu sein, für alles, was nicht so gut gelaufen ist.
4. Wut auf gesunde Weise entladen
Allen Ursachen für die Entstehung eines Opferbewusstseins gemein ist eine grosse Menge an unterdrückter Wut. Es kann sein, dass wir diese mehrheitlich gegen innen, also gegen uns selbst gerichtet haben, oder tendenziell eher gegen andere Menschen. Entweder sind wir schlecht, oder eben andere Menschen.
Eine Übung für das Entladen der Wut, die bei Frauen oft im Bereich des Unterleibs steckt und bei Männern im Herzbereich, findest du hier auf meinem Blog zu Chakren und Traumaheilung unter „Übungen für das zweite Chakra“.
5. Spirituelle Entwicklung
Es gibt einen Grund, wieso du genau diese Eltern hast und du in diesen oder jenen Umständen aufgewachsen bist. Aus Seelenperspektive hast du dir diese Eltern ausgesucht, um in diesem Leben genau diese Erfahrungen zu machen, um Erlebnisse aus deinen vergangenen Leben zu heilen. Vielleicht ist es in diesem Leben eine deiner Aufgaben, vom Opferbewusstsein ins Schöpferbewusstsein zu gelangen und konsequent das anzunehmen, was ist, auch wenn es von aussen betrachtet „schlimm“ aussieht. Du wirst staunen, welche Schönheiten du in noch so schwierigen Situationen entdecken wirst.
Der Weg in die eigene Kraft
Ich weiss, Opferbewusstsein mag sich im ersten Moment wie eine sichere, wenn auch unangenehme Zuflucht anfühlen, doch es hält uns gefangen in einer Welt der Machtlosigkeit und Depression. Der Weg in die eigene Kraft beginnt mit dem Bewusstsein, dass wir die Fähigkeit haben, unsere Umstände zu beeinflussen und unser Leben aktiv zu gestalten.
Und ja, sich vom Opferbewusstsein zu befreien, erfordert Mut und die Bereitschaft, sich selbst und das eigene Leben in einem neuen Licht zu sehen. Es bedeutet, anzunehmen, was ist. Es bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen, aktiv zu werden und zu erkennen, dass wir Schöpfer:in unserer eigenen Realität sind. Wenn wir in unsere eigene Kraft kommen, öffnen sich Türen, die uns vorher verschlossen schienen. Wir beginnen, die Möglichkeiten und Potenziale in unserem Leben zu sehen und erkennen, dass Veränderung immer möglich ist – wenn wir bereit sind, sie zu gestalten.
Wenn du diesen Weg nicht alleine gehen möchtest, bin ich gerne für dich da. Reiki (auch Fernreiki) kann dir dabei helfen, den Nebel der Ohnmacht zu lüften und deine Wahrnehmung der Welt komplett zu verändern. Denn wie meine Lehrerin Marie Manuchehri zu sagen pflegt:
"Perception is everything."
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